Was ist eigentlich die Systementwicklungsstrategie?

Wie kann unser Energiesystem sicher und schnell klimaneutral werden? Die Systementwicklungsstrategie weist den Weg. Hier entlang für eine Stippvisite in die Zukunft unserer Energieversorgung.

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWK

Darum geht’s: Unser Energiesystem soll klimaneutral werden. Die Systementwicklungsstrategie stellt Route und Rahmen dafür zur Verfügung.

Auf geht’s ins Jahr 2045! Tachostand der schädlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland: Null. Ob und wie das zu schaffen ist? Zwar sinken die Treibhausgasemissionen in Deutschland kontinuierlich, noch aber sind fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Erdgas als Grundpfeiler unseres Energiesystems längst nicht Geschichte.

Die Herausforderung ist gewaltig, und nur durch die Nutzung von Strom aus Erneuerbaren Energien und klimaneutralen Energieträgern, wie zum Beispiel grünem Wasserstoff, zu bewältigen. Sie werden zukünftig zur Grundlage unseres Energiesystems werden. Mit einem Fingerschnippen ist es hier jedoch nicht getan. Der Weg zum Erfolg gleicht einem Marathonlauf im Sprinttempo und braucht einen gut durchdachten Routenplaner, der die notwendigen Etappen festlegt und Meilensteine nennt.

Drei „Routenplaner“ für ein klimaneutrales Energiesystem

Dafür entwickelt das BMWK eine übergreifende Strategie - die Systementwicklungsstrategie. Sie entwickelt ein gemeinsames Leitbild für ein klimaneutrales Energiesystem und zeigt die Transformationspfade dahin auf. Grundlage für die Systementwicklungsstrategie sind Langfristszenarien , die das Energiesystem bis 2045 betrachten und dabei auch die Klimaziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) und des Pariser Klimaabkommens berücksichtigen.

Erstellt wird die Strategie durch das BMWK im engen Austausch mit Energiewirtschaft, Industrie und Zivilgesellschaft. Am Ende sollen drei „Routenplaner“ dabei herauskommen: Das Leitbild und die Transformationsstrategie, eine Sektoren- und Programmkoordination (unter anderem mit Daten zu Netzentwicklungsplänen für Strom, Gas und Wasserstoff) und ein Überblick zu weiteren benötigten Analysen (zum Beispiel zum Forschungs- und Entwicklungsbedarf).

Zwischenbericht bündelt Erkenntnisse und skizziert Transformationspfade

Die komplette Strategie wird aktuell vom BMWK erstellt und soll im Sommer 2024 fertig vorliegen. Der Zwischenbericht zur Systementwicklungsstrategie aus dem November 2023 bündelt aus technisch-systemischer Sicht Erkenntnisse aus Szenarien. Er skizziert Transformationspfade, wie die Klimaziele effizient erreicht werden können, ohne die notwendige Flexibilität zu verlieren und immer mit der Möglichkeit, noch auf Änderungen der Umweltbedingungen reagieren zu können. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des Berichtes für die verschiedenen Bereiche des Energiesystems:

Die Transformation der Industrie ist mit tiefgreifenden Umstellungen von Produktionsprozessen in der energieintensiven Industrie verbunden. Prozesswärme kann überwiegend elektrifiziert werden. Wasserstoff wird nach heutigem Stand insbesondere für die Chemie- und Stahlindustrie benötigt.

Im Gebäudesektor sind Energieeffizienz und vor allem energetische Sanierungen, sowie Wärmepumpen und der Aus- und Umbau von Wärmenetzen besonders wichtig für die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen.

Im Bereich der Energiebereitstellung müssen für die Stromerzeugung Wind und Photovoltaik als Säulen der zukünftigen Energieversorgung sehr schnell weiter ausgebaut werden. Ebenso sollte das Angebot von grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten schnellstmöglich größer werden. Die Bereitstellung von Wärme aus Wärmenetzen muss zügig und kontinuierlich auf die Nutzung von Abwärme sowie Erneuerbaren Energien umgestellt werden.

Im Energiesystem der Zukunft steigen die Anforderungen an die Energieinfrastrukturen. Im Jahr 2045 werden mit Strom und Wasserstoff vor allem Energieträger genutzt, die Netzinfrastrukturen erfordern. Dementsprechend sind ein starker Ausbau der Stromnetze und der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur erforderlich.

In seinem Fazit berücksichtigt der Zwischenbericht zur Systementwicklungsstrategie auch, dass im Zeitraum bis 2045 zwangsläufig diverse „Unbekannte“ bestehen. Beispielsweise wird es im Zeitverlauf technologische Entwicklungen und Innovationen geben, deren Wirkungen noch nicht konkret abgeschätzt werden können.