Wärmepumpen: Im Europavergleich muss Deutschland aufholen

Deutschland tut viel für die Energiewende im Gebäudebereich und den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen für klimafreundliches Heizen. Zwar steigen die Absatzzahlen seit 2020 deutlich an, im europäischen Vergleich aber liegt Deutschland noch hinten.

Wärmepumpen-Absatzzahlen im Jahr 2022 pro 1.000 Privathaushalte© BMWK; Datenbasis: European Heat Pump Association (EHPA) & dena-Analyse „Wärmepumpen im Gebäudesektor“ (Stand 09/23)

Ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2045, dazu hat sich Deutschland verpflichtet. Damit das gelingen kann, braucht es vor allem drei Dinge: mehr Energieeffizienz in den Gebäuden, klimafreundliche Wärmeerzeuger auf Basis Erneuerbarer Energien und den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen wie Windenergieanlagen und PV.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität werden Wärmepumpen eine zentrale Rolle spielen. Früher kamen sie vor allem in neuen Gebäuden zum Einsatz. In mehr als der Hälfte der im Jahr 2021 errichteten Neubauten sorgt eine Wärmepumpe für umweltfreundliche Energie. Seit 2020 steigen die Absatzzahlen für Wärmepumpen auch für die Nutzung in Bestandsgebäuden deutlich, im Jahr 2022 betrug der Anteil der Wärmepumpen am Gesamtabsatz von Wärmeerzeugern 24 Prozent. Ihr Anteil am bestehenden Wärmeerzeugerbestand war mit knapp unter sechs Prozent im Jahr 2022 jedoch noch immer gering.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland noch weit hinten

Auch im europäischen Vergleich hat Deutschland noch Luft nach oben, wie eine Statistik der European Heat Pump Association (EHPA) zeigt. Spitzenreiter sind demnach die nordischen Länder - allen voran Finnland mit einem Absatz von 69,4 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte im Jahr 2022. In Norwegen liegt der Vergleichswert bei 59,9, in Schweden sind es 39,3, in Estland 32 und in Dänemark knapp 30 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte. Deutschlands Zahlen liegen mit 6,7 dagegen - auch wenn sie steigen - noch immer im einstelligen Bereich. Nur in Ungarn (3,8) und Großbritannien (1,9) wurden im Jahr 2022 noch weniger Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte abgesetzt.

Die Studie „Wärmepumpen im Gebäudesektor“ der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) nennt als wichtigen Grund dafür das Verhältnis zwischen Strom- und Gaspreis: „In Deutschland sind die Strompreise im Verhältnis zum Gaspreis derzeit 2,8 Mal so hoch. Damit der Wärmepumpen-Hochlauf bei den derzeitigen Investitionskosten gelingt, sollte das Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis unter 2,5 liegen“, heißt es.

Dabei ist zu beachten: Künftig werden steigende CO2-Preise das Heizen mit Gas (wie auch mit Öl) zunehmend teurer machen. Auch die Erinnerung an die im Zuge des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 stark gestiegenen Gaspreise ist noch frisch: Deutschland ist bei fossilen Brennstoffen von Importen abhängig.

Zudem sind in 17 europäischen Ländern ähnliche Regeln wie im derzeitigen GEG-Entwurf vorgelegt, bereits umgesetzt oder wie in Deutschland angekündigt. In den skandinavischen Ländern ist die Beliebtheit der Wärmepumpen-Technologie außerdem auch auf eine schon langjährige politische Unterstützung für den Einsatz Erneuerbarer Energien beim Heizen zurückzuführen. In Dänemark etwa, soll bis 2030 fast ein Drittel der Fernwärme mit Wärmepumpen erzeugt werden.

Wärmepumpenoffensive soll Energiewende in Gebäuden voranbringen

Die Bundesregierung tut viel, um die Zahl der Wärmepumpen in privaten Haushalten weiter zu steigern und hat dafür eine Wärmepumpenoffensive gestartet. Ab 2024 sollen pro Jahr 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland installiert werden. Den Fahrplan dafür können Sie hier nachlesen. Der Einbau neuer Wärmepumpen im Gebäudebestand wird durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude umfassend finanziell unterstützt, ebenso wie die energetische Gebäudesanierung.

Mit der Bundesförderung „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ werden Handwerkerinnen und Handwerker, Planende für technische Gebäudeausrüstung und Energieberatende beim Besuch von Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema Wärmepumpe finanziell unterstützt.

Es gibt keine Verpflichtung eine Wärmepumpe im sanierten oder neu gebauten Haus einzubauen, auch wenn sie in vielen Fällen die beste Wahl ist. Andere Formen der umweltfreundlichen Wärmeerzeugung oder ein Mix verschiedener Technologien können sinnvoll sein. Umfassende Informationen dazu bietet das Portal energiewechsel.de, auf dem auch eine Online-„Eignungsanalyse Wärmepumpe“ zu finden ist. Sie gibt eine erste Einschätzung, ob ein Gebäude für eine Wärmepumpe geeignet ist oder was dafür noch zu tun wäre. Benötigt werden dazu einige Angaben zum Gebäude und zur vorhandenen Heizung. Wer wissen möchte warum eine Wärmepumpe auch im Winter gut funktioniert, findet die Antwort im direkt erklärt dieser Newsletter-Ausgabe.