DDR- und Bundesbürger versammeln sich 1989 um einen Mauerdurchbruch © BMWi

25 Jahre Mauerfall: Wie steht es um die Energiewende in Ost und West?

Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Seitdem haben die neuen Länder viel erreicht – auch im Bereich der Energieversorgung. Heute trägt die Energiewirtschaft im Osten der Republik nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern ist auch Job- und Innovationsmotor.

Im Osten nichts Neues? Im Gegenteil: Seit der Wiedervereinigung wurde die Strom- und Wärmeversorgung von Grund auf modernisiert. Und auch die Energiewende in den neuen Ländern schreitet voran. Der Anteil von erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung liegt laut dem aktuellen Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit mit 29,2 Prozent im Jahr 2012 sogar über dem Bundesdurchschnitt von 22,8 Prozent.

Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus: "Die Menschen in Ostdeutschland haben in der Vergangenheit immer wieder ihren Mut zur Veränderung bewiesen – auch bei der Energiewende. Mittlerweile ist die Energiewirtschaft in vielen Regionen der neuen Länder ein wichtiger Träger von Beschäftigung, Wertschöpfung und Innovation."

Viel geschafft, noch mehr vor
An der Spitze beim Ausbau der erneuerbaren Energien liegt das Land Brandenburg. Dort wurden im Jahr 2012 rund 11,8 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Dahinter liegen Sachsen-Anhalt mit rund 9,2 TWh und Mecklenburg-Vorpommern mit 5,7 TWh. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt verfolgen dabei ehrgeizige Ziele: Die Länder wollen sich bis zum Jahr 2030 – Brandenburg sogar bis 2025 – bilanziell ausschließlich mit Strom aus regenerativen Energiequellen versorgen.

Neue Energien, neue Jobs
Die Erneuerbare-Energien-Branche ist für den ostdeutschen Arbeitsmarkt ein echter Jobmotor: Laut einem Bericht der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (gws) waren im Jahr 2013 in den neuen Ländern 13,5 von 1.000 Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien tätig – im Westen der Republik sind es hingegen 8,9 von 1.000 Beschäftigten. Mit fast 27 Beschäftigten je 1.000 Beschäftigte insgesamt steht das Bundesland Sachsen-Anhalt an der Spitze, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit gut 23 Beschäftigten und Brandenburg mit knapp 19 Beschäftigten.

Sanieren und sparen: Der Osten verbraucht weniger Heizenergie
Der politischen Wende folgte in Ostdeutschland eine wahre Sanierungswelle: Große Teile des Gebäudebestands wurden in den neuen Ländern in den 1990er Jahren rundum erneuert – von der Kellerdecke über die Heizungsanlage bis hin zum Dach. Gleichzeitig entstanden viele Neubauten. Beide Entwicklungen wirken sich heute aus: Laut "Wärmemonitor 2013" verheizt ein durchschnittliches Mehrfamilienhaus in den neuen Ländern jährlich 127,6 Kilowattstunden je Quadratmeter; im Westen der Republik sind es mehr als 132 Kilowattstunden (siehe Infografik).

Energiewende "in Kilometern": Netzausbau in Ostdeutschland
Der Netzausbau ist die Achillesferse der Energiewende in Deutschland. Um den wachsenden Anteil des "grünen Stroms" zu transportieren, müssen hier schnell Fortschritte erzielt werden. Vor allem muss der im Norden und Osten produzierte Windstrom zu den Verbrauchsschwerpunkten im Süden und Westen gelangen. Die neuen Länder treiben den Bau neuer Leitungen auf Übertragungs- und Verteilernetzebene deshalb engagiert voran.

Nachbesserungsbedarf besteht jedoch im Bereich der Netzentgelte: Unternehmen und Verbraucher in den neuen Ländern zahlen heute durchschnittlich höhere Strompreise als die Bundesbürger im Westen. Ursachen für dieses Ungleichgewicht sind unter anderem die hohen Investitionen in die Netzinfrastruktur sowie die Tatsache, dass sich die Kosten in einigen ländlichen Regionen Ostdeutschlands auf verhältnismäßig wenige Endkunden verteilen. Parlamentarische Staatssekretärin Gleicke: "Um die Mehrbelastung einzelner Regionen oder Verbrauchergruppen zu vermeiden, wird das Bundeswirtschaftsministerium die Netzentgeltsystematik untersuchen und prüfen, ob diese beim fortschreitenden Umbau des Energieversorgungssystems noch zeitgemäß ist. Unser Ziel ist es, den Umbau des Energieversorgungssystems möglichst ausgewogen und gerecht zu gestalten."

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