Weg vom Schreibtisch, rein in die Energiewende

Nur wenn alle Stimmen gehört und berücksichtigt werden, kann die Energiewende gelingen und in der Gesellschaft ankommen. Das gilt sowohl für die auf den Berliner Energietagen vorgestellten Reallabore der Energiewende als auch für den Diskurs selbst. Ein Blick in die Praxis der Theorie.

Weg vom Schreibtisch, rein in die Energiewende© Rolf Schulten / Berliner Energietage

400 Meter unter dem Berliner Erdboden liegt das Herzstück des Reallabors der Energiewende „GeoSpeicherBerlin“, dass Stefan Kranz vom Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, in einem Vortrag während der „Berliner Energietage“ erklärt. Mit einem innovativen Wärmepumpensystem kombiniert, könnte ein sogenannter Aquiferspeicher künftig den Süd-Osten Berlins vermehrt mit Fernwärme aus Erneuerbarer Energie versorgen. Noch bis 2027 wird hier im Reallabor dafür in der Praxis erprobt, was in der Theorie innovativ erdacht worden ist.

Drei Reallabore der Energiewende im Fokus

Wie mit Großwärmepumpen CO2 eingespart werden kann, zeigt das Reallabor „Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen – Installation, Betrieb, Monitoring und Systemeinbindung“ an fünf ganz unterschiedlich strukturierten Kraftwerksstandorten, an denen die Anlagen in die örtlichen Fernwärmenetze eingebunden werden. Hintergrund der Tests: Ein großer Teil der CO2-Emissionen in Deutschland entfällt auf die Wärmeversorgung. Mit treibhausgasfreiem Strom betriebene Großwärmepumpen können dazu beitragen, diese Werte zu verringern.

Im Norddeutschen Reallabor, das ebenfalls auf den Energietagen vorgestellt wurde, soll die ganzheitliche Transformation des Energiesystems erprobt und so zu einer schnellen Dekarbonisierung aller Verbrauchssektoren beitragen. Ein Schwerpunkt liegt hier auf Wasserstoff. Später dienen die Erkenntnisse aus den Reallaboren der Energiewende als Blaupause, um die gewonnenen Erkenntnisse auch an anderen Standorten nutzen zu können. Die Reallabore der Energiewende werden mithilfe des 8. Energieforschungsprogramms zur angewandten Energieforschung des BMWK gefördert.

Wenn Stefan Kranz die Arbeit des Berliner Reallabors „GeoSpeicherBerlin“ erklärt, klingt alles ganz einfach. Letztlich aber sagt er, „brauchen wir, um uns erfolgreich in Richtung Klimaneutralität auf den Weg zu machen, Beiträge von Unternehmen, Quartieren, Industrie-Liegenschaften, Industrieparks, Kommunen, öffentlichen Liegenschaften - also Anwendungen im gelebten Leben, in der Realität.“ Denn nur, wenn neben der Technik auch die relevanten gesellschaftlichen Akteure berücksichtigt werden, kann die Energiewende in der Breite erfolgreich sein.

Energiegeladene Energietage: Mehr als 100 Veranstaltungen

Entsprechend energiegeladen war das gesamte Programm der Berliner Energietage sowohl auf der digitalen Veranstaltung im April als auch im Mai vor Ort im Ludwig-Erhard-Haus in der Bundeshauptstadt gestaltet. Während mehr als 100 Veranstaltungen diskutierten mehr als 550 Rednerinnen und Redner mit dem Publikum zu Energiewende und Klimaschutz. Rund 38.000 Anmeldungen zählte Jürgen Pöschk, Hauptveranstalter und Initiator der Energietage, für die aktuelle Ausgabe. Er rückte in seiner Eröffnungsrede vor allem das Thema Akzeptanz der Energiewende in den Fokus und warb für eine stets transparente Kommunikation.

In einer Video-Botschaft betonte Bundesminister Habeck, dass die Energiewende besonders in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen habe. Als Beispiel nannte er unter anderem das kürzlich verabschiedete Solarpaket, das zahlreiche Maßnahmen zur weiteren Beschleunigung aber auch zur gemeinsamen Nutzung von Erneuerbaren Energien enthalte. Als weitere Schwerpunkte für das Jahr 2024 nannte der Minister die Kraftwerksstrategie, die Einigung über den Kapazitätsmarkt, den weiteren Ausbau der Stromnetze sowie die Finanzierung und den Ausbau des Wasserstoffkernnetzes.

Die Berliner Energietage, die in diesem Jahr bereits zum 25. Mal stattfanden, gelten als Leitveranstaltung der Energiewende in Deutschland.

Neuer YouTube-Kanal zur angewandten Energieforschung

Der YouTube-Kanal zur angewandten Energieforschung geht an den Start: Auf @energieforschung berichtet der Projektträger Jülich (PtJ) im Auftrag des BMWK über die Forschungsförderung im Energieforschungsprogramm. Anschaulich und informativ gehen die Videos darauf ein, wie die angewandte Energieforschung den Transformationsprozess im Energiebereich voranbringt. Der Kanal informiert ab sofort missionsbezogen über die Forschungstätigkeiten im Rahmen des 8. Energieforschungsprogramms: Von Energiesystem über die Wärme- und Stromwende bis hin zu Wasserstoff und Transfer.