Europa
Strommast in Tirol © Fotolia/elfgradost

Engpassbewirtschaftung sichert intensiven Stromhandel mit Österreich

Österreichische Stromhändler können nur noch soviel Strom aus Deutschland kaufen, wie die Leitungen übertragen können. Von dieser Engpassbewirtschaftung profitieren der Netzbetrieb, die Netzentgelte – und damit auch die Verbraucher.

Seit 1. Oktober werden im Stromgroßhandel zwischen Deutschland und Österreich die aktuell zur Verfügung stehenden Netzkapazitäten berücksichtigt. Das bedeutet: Händler aus dem Nachbarland können nur noch so viel Strom kaufen, wie die Stromleitungen auch tatsächlich übertragen können. Die so genannte Engpassbewirtschaftung – eine Art Mengenkontrolle des Stromhandels an der Grenze – sorgt dafür, dass zu bestimmten Zeiten die Handelsmenge zwar für einige Stunden eingeschränkt wird. Gleichzeitig sichert sie damit aber einen systemstabilen und intensiven Stromhandel zwischen den beiden Staaten.

Netzengpässe verursachen hohe Kosten

Bislang befanden sich Deutschland, Österreich und auch Luxemburg in einer gemeinsamen Stromgebotszone. In dieser konnte Strom innerhalb und zwischen den Ländern unbegrenzt zum identischen Preis gehandelt werden. Das zahlte sich besonders in stürmischen Wetterphasen aus, wenn Windstrom von der Nordseeküste für einen österreichischen Stromverbraucher genauso günstig war wie für ein Hamburger Industrieunternehmen.

Das Problem dabei: Wenn mehr Strom gehandelt wird, als die Netze transportieren können, entstehen Netzengpässe. Um diese zu beheben und die überbeanspruchten Leitungen zu entlasten, müssen die Netzbetreiber auf sogenannten Redispatch zurückgreifen: Kraftwerke vor dem Engpass müssen ihre Einspeisung drosseln, Kraftwerke nach dem Engpass ihre Einspeisung erhöhen. Das sichert zwar die Netzstabilität, ist aber nur in dem Umfang möglich, in dem Kraftwerke für solch einen außerplanmäßigen Betrieb zur Verfügung stehen – und teuer: Die Kosten für diese Anpassungen werden über die Netzentgelte finanziert – letztlich trägt sie also der Stromkunde. Der uneingeschränkte Handel zwischen Deutschland und Österreich erforderte in der Vergangenheit immer wieder Redispatch, um die Systemsicherheit zu erhalten. Selbst bei der Umsetzung des geplanten Netzausbaus reicht die Leitungskapazität langfristig nicht aus, um Handelsspitzen zwischen den beiden Ländern zuverlässig zu transportieren.

Sinkende Kosten durch Engpassbewirtschaftung

Zwischen Deutschland und Österreich wirkt die jetzt geltende Engpassbewirtschaftung: In Zeiten, in denen die Netzkapazitäten nicht mehr ausreichen, können Stromhändler nicht mehr unbeschränkt handeln. Trotz der Reglementierung ist immer noch ein hoher und intensiver Stromhandel zwischen den beiden Ländern möglich: Jederzeit können mindestens 4,9 GW gehandelt werden – eine größere Menge wurde nach Untersuchungen von SMARD in den vergangenen Jahren in nur 15 Prozent der Stunden gehandelt. Vor allem aber: Die Redispatch-Kosten werden nicht weiter steigen, sondern deutlich reduziert werden.

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