Rückenwind für Offshore: Zwei neue Windparks in der Nordsee am Netz

Zuerst "Dan Tysk", dann "Nordsee Ost": Zwei Offshore-Windparks mit insgesamt 128 Windkraftanlagen sind in den letzten Wochen vor der Küste Schleswig-Holsteins ans Netz gegangen. In Zukunft könnten die beiden Windparks mehr als 700.000 Haushalte mit sauberem, klimafreundlichem Strom versorgen.

G7-Energieministertreffens weihen die Konverterplattform HelWin alpha und den Windpark Nordsee Ost einEinweihung der Konverterplattform "HelWin alpha" und des Windparks "Nordsee Ost" im Rahmen des G7-Energieministertreffens: Das Bild zeigt (von links) Shigeki Iwai (Vize-Wirtschaftsminister Japan), Mel Kroon (Tennet Holding B.V.), Miguel Arias Cañete (EU-Energiekommissar), Torsten Albig (Ministerpräsident Schleswig-Holstein), Olaf Scholz (Bürgermeister Hamburg), Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Peter Terium (RWE). © BMWi/Maurice Weiss

Rückenwind für die Windenergie auf hoher See: Nachdem Ende des Jahres 2014 die Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee den Meilenstein von zusammengenommen 1.000 Megawatt (MW) installierter Leistung erreicht hatten, sind allein in den letzten Wochen mit "Dan Tysk" weitere 288 Megawatt und mit "Nordsee Ost" erneut 295 Megawatt ans Netz gegangen. Insgesamt könnten Ende des Jahres sogar 3.000 Megawatt Windenergie-Leistung vor den deutschen Küsten angeschlossen sein – die in Betrieb befindliche Offshore-Leistung hätte sich damit innerhalb eines Jahres verdreifacht. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 sieht für die Windenergie auf See für das Jahr 2020 ein Ausbauziel von 6.500 Megawatt vor, zehn Jahre später sollen es 15.000 sein. Damit wird die Windenergie vor den deutschen Küsten mehr und mehr zur tragenden Säule unserer Stromversorgung.

Die meisten deutschen Windparks sind vergleichsweise weit von den Küsten entfernt: So liegen die 80 Windräder von "Dan Tysk" rund 70 Kilometer westlich von Sylt, "Nordsee Ost" mit seinen 48 Offshore-Windenergieanlagen der Multimegawattklasse 35 Kilometer nördlich vor Helgoland. Hier müssen die Anlagen extremen Bedingungen standhalten – Produktion, Verschiffung sowie der Aufbau erfordern eine spezielle logistische Infrastruktur.

Im Betrieb haben die Offshore-Anlagen einen deutlichen Vorteil gegenüber vergleichbaren Anlagen an Land. Da die Windgeschwindigkeiten hier höher sind und der Wind zu fast jeder Stunde des Jahres weht, können sie durchschnittlich bis zu 40 Prozent mehr Strom einspeisen. Dadurch ist ihr Ertrag gut vorhersehbar, so dass die Kosten für Speicher sinken und weniger alternative Kapazitäten vorgehalten werden müssen.

Kabel und Konverter: damit der Strom an Land kommt

Damit der erzeugte Strom auch zu den Verbrauchern transportiert werden kann, sind neue Netzanbindungen nötig. Zusammen mit dem Windpark "Nordsee Ost" wurde im Rahmen des G7-Energieministertreffens am 11. Mai deshalb auch die Konverterplattform "HelWin alpha" in Betrieb genommen: Hier wird der Wechselstrom aus zwei Nordsee-Windparks in Gleichstrom umgewandelt. Im Anschluss kann die Energie über ein Seekabel (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung=HGÜ) verlustarm über 130 Kilometer an Land transportiert werden – wo er wiederum in Wechselstrom umgespannt wird, um dann ins deutsche Übertragungsnetz eingespeist zu werden.

EEG-Reform hat der Offshore-Entwicklung zum Durchbruch verholfen

Bei der Einweihung des Windparks "Dan Tysk" am 30. April in Hamburg hob Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die wirtschaftliche Bedeutung des Offshore-Ausbaus hervor: "Im vergangenen Jahr haben wir mit dem EEG 2014 die notwendigen Investitionssicherheiten geschaffen und damit der Offshore-Entwicklung zu einem echten Durchbruch verholfen. Bis 2030 sollen 15 Gigawatt Offshore-Leistung installiert werden – dies bedeutet Investitionen in Windparks und Infrastruktur in Milliardenhöhe mit hohem Anteil deutscher Wertschöpfung." Allein hinter den 3.000 Megawatt Leistung, die Ende 2015 voraussichtlich installiert sein werden, stehe ein Investitionsvolumen von 13 Milliarden Euro. "Wir haben in Netze investiert, haben die Häfen auf die logistischen, nie dagewesenen Herausforderungen vorbereitet, Produktionskapazitäten für Windenergieanlagen, Türme, Fundamente und Konverterplattformen ausgebaut. Letztlich wird insbesondere die Betriebsphase vor allem in den Küstenregionen für dauerhafte und nachhaltige Wertschöpfung sorgen", sagte Gabriel.

Die Offshore-Branche rechnet damit, dass die Kosten für die zunehmend industrialisierte Windenergie-Technologie in den nächsten Jahren weiter fallen: Turbinen und Fundamente werden weiterentwickelt, ebenso die Installations- und die Wartungslogistik. Zugleich schafft der wachsende internationale Markt Lernkurveneffekte, die Produktionskosten sinken. Bereits heute arbeiten fast 19.000 Menschen in Deutschland im Bereich Offshore-Windenergie.